Selbstständig im Druckbereich: Neue Ideen für ein uraltes Business

Betrachtet man die technischen Errungenschaften, die unsere heutige Welt bestimmen, dann liegen die Wurzeln von allem vor höchstens 200 Jahren. Der erste „richtige“ Computer, der Zuse Z1, datiert auf 1941. Das erste Elektrokraftwerk der Welt wurde 1878 in Betrieb genommen. Ein Punkt jedoch bricht aus diesem Zeitrahmen merklich aus, der Druck. Er besteht faktisch schon seit 1442, als Johannes Gutenberg eine Spindelpresse und bewegliche Lettern kombinierte. Obschon man heute glauben könnte, dass Drucken auf dem absteigenden Ast wäre, wo überall LED-, LCD- oder zumindest ePaper-Bildschirme die Verbreitungs-Schallmauer durchbrechen, sieht es tatsächlich doch so aus, dass noch sehr viele Nischen für kreative und mutige Entrepreneure bleiben. Wir hätten da ein paar Gedankenanstöße.

1. Kreativdienstleister für Amateur-Autoren

bedrucken
Mit dem Drucken und Bedrucken von Dingen lässt sich kein Geld mehr verdienen, weil der Trend zur digitalen Bildschirmdarstellung geht? Stimmt nicht – wenn man in die richtigen Ecken sieht. fotolia.com © rangizz

Es gibt unzählige Seiten, auf denen Autoren ihre Werke veröffentlichen. Werke, die in der Verlagsindustrie niemals zu Ehren kommen würden, weil sie aus dem einen oder anderen Grund nicht ins Portfolio passten (nicht vergessen, der Schöpferin der Harry-Potter-Reihe schlugen dutzende Verlage die Tür vor der Nase zu). Teils schlummern so auf Communities wie Wattpad Geschichten von Weltrang, ohne dass sie den Kreis jemals verlassen würden.

Hier bietet sich ein guter Ansatzpunkt. Denn die Autoren dort sind Laien. Weder haben sie Lektoren, noch Mentoren und auch niemanden, der ihnen bei Titelseiten-Layouts hilft. Hinzu kommt, dass deren übliche Anlaufstation, Kleinserien-Druckereien, nicht nur vergleichsweise teuer sind, sondern häufig auch jeden Support vermissen lassen. Es braucht nur Druckausrüstung sowie Menschen, die sich auf Grafikdesign und Lektorat verstehen, um ein völlig erweitertes Business zu kreieren. Eines, welches solche Autoren so an die Hand nimmt, wie es ein großer Verlag tun würde, bloß viel kleinmaßstäblicher.

2. On-Demand-Buchladen

Books on Demand haben in Deutschland den Status einer regelrechten Schattenwirtschaft. Das liegt daran, dass der Offline-Buchhandel immer mehr von großen Ketten, weniger unabhängigen Einzelläden bestimmt wird. Was bei den Großen verkauft wird, muss hohe Auflagen haben, muss sichere Gewinnmargen erbringen. Auf gut Deutsch: Kein Platz für Experimente mit verlagslosen Autoren. Die gibt’s faktisch nur online.

Anknüpfend an die vorherige Idee böte sich hier die Möglichkeit, das Gegenteil zu machen: Ein klassischer Handel für gedruckte Bücher. Aber nur solche, die von freien Autoren erstellt werden. Denn das online-on-Demand-Drucken hat nach wie vor den Nachteil, dass es viele Menschen gibt, die gerne klassisch-altmodisch in Buchgeschäften stöbern.

Tatsächlich böte das sogar die Möglichkeit, direkt vor Ort die Bücher erst herzustellen. Die „Espresso Book Machine“, von der es in Europa nur drei Stück gibt, könnte das, inklusive der Bindung. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind praktisch unbegrenzt.

3. Für Eltern mit kleinen Künstlern

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Kinderzeichnungen und Digitaldruck gehen Hand in Hand und ermöglichen so ein Business, welches diese Kindheitsschätze konserviert und bewahrt. Fotolia.com © pico

Kinder malen, fast alle. Das ist zwar selten hohe Kunst, immer jedoch eine wunderbare Erinnerung, die in vielen Fällen eine ganze Kindheit auf unzähligen Blättern zusammenfasst. Bloß sind weder Wachsmalstifte noch Wasserfarben besonders gute Materialien, um dem Zahn der Zeit zu widerstehen.

Grund genug, um daraus ein echtes „Business mit Herz“ aufzuziehen: Ein Druckservice nur für Kinderzeichnungen. Eltern müssen nur Scans oder gute Fotos der Kinderzeichnungen einsenden. Im Unternehmen werden diese im Account gesammelt und dann gedruckt. Entweder ähnlich wie in einem Fotobuch oder als praktische Sticker. Mit dem speziellen Digitaldruckverfahren ist dies auch bei kleinen Stückzahlen kostengünstig möglich. Was bereits beim Bedrucken von Etiketten verschiedene Vorteile gegenüber anderen Verfahren mit sich bringt, lässt sich auch für Aufkleber oder andere Printprodukte für private Kleinauflagen nutzen. Auf den Stickern sind die kleinen Kunstwerke haltbarer und können nicht nur als Erinnerung vielfältig eingesetzt werden.

Übrigens: Eine ähnliche Idee gibt es jedoch bereits schon. Ein US-Unternehmen wandelt Tiere und Fantasiewesen aus Kinderzeichnungen per 3D-Drucker in dreidimensionale Statuen um, allerdings ist der Service wegen der notwendigen Erstellung der Druckdaten nicht ganz billig. Da böte sich auf europäischem Boden Raum für Verbesserung.

4. Lego 3D

Was Lego-Bausteine anbelangt, so gibt es im Portfolio des Unternehmens schon sehr viel. Aber eben nicht alles. Gerade bei Figuren gibt es nur „Standardware“. Ein Startup mit einem sehr guten 3D-Drucker könnte hier jedoch die Kinderzimmer revolutionieren: Indem es aus Ganzkörperfotos dazu passende Lego-Figuren erstellt. Papa und Mama nicht als gelbgesichtige Standard-Figuren, sondern wirklich personifiziert und lebensecht, sowohl in Proportionen wie Gesichtsausdruck. Denkt man diese Idee noch weiter, ließe sich daraus ein sehr vielfältiges Business erstellen, welches höchstwahrscheinlich nicht nur bei Kindern reißenden Absatz finden würde.

5. Der perfekte Bürostuhl

Auch für diesen Punkt kommt abermals der 3D-Drucker zu Ehren. Denn was ist das Leiden, das nicht nur die Charts der häufigsten Krankheitsarten einsam anführt, sondern in ganz Deutschland jährlich mehrere dutzend Millionen Ausfalltage produziert? Wir verraten es: Der Rücken. Das nur aus dem Grund, weil immer mehr Menschen immer länger sowohl im Beruf wie der Freizeit vor dem PC sitzen.

Natürlich, es gibt eine nahezu unüberschaubare Anzahl von Bürostühlen, die alle für sich den Anspruch haben, die endgültige Antwort auf diese Haltungsschäden gefunden zu haben. Aber das können sie schon deshalb nicht, weil sie nicht auf den einzelnen Benutzer abgestimmt sind. Sie sind für einen großen Kundenkreis gedacht und müssen sich an diesen anpassen, das verhindert maximale Effizienz.

Hier die Geschäftsidee: Ein Unternehmen, welches die Möglichkeiten von dreidimensionalen Scannern und 3D-Druckern nutzt, um Bürostuhl-Auflagen zu erstellen, die zu hundert Prozent der Rückenform ihres Benutzers entsprechen. Mit etwas Ingenieursleistung könnten diese Auflagen sogar so gestaltet werden, dass sie sich problemlos an unterschiedlichsten Sitzgelegenheiten fixieren ließen.

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