Finanzierungswege im Unternehmen: Vom Finanzplan bis zum Firmenkredit

Die Finanzierungswege für ein Unternehmen können heute sehr vielfältige Formen annehmen – mit ein bisschen Kreativität und einer guten Geschäftsidee sollte der Finanzbedarf gedeckt werden können.

Unternehmensgründungen sind ganz klar der Motor der Wirtschaft. Hierzulande werden jährlich mehr als 250.000 Unternehmen pro Jahr gegründet. Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn (IFM Bonn) veröffentlicht jährlich die Gewerbeanzeigenstatistik des statistischen Bundesamts mit zusätzlichen Erläuterungen. Demnach lag die Zahl der Neugründungen im Jahr 2017 bei 279.000, wohingegen im gleichen Zeitraum 299.000 Unternehmen liquidiert wurden. Dieser negative Saldo kommt auch deshalb zustande, weil Gründer die Finanzierung für ihre Geschäftsidee nicht realisieren können oder nach kurzer Zeit aufgrund von Geldmangel aufgeben müssen. Doch wie läuft die Finanzplanung bei einer Gründung eigentlich ab und wie kommen Gründer danach an das gewünschte Geld?

Am Anfang steht der Plan

Wer sich für den Weg der Selbstständigkeit entscheidet und sein Geschäft etablieren will muss zu Beginn oft etwas Geld investieren. Es besteht grundsätzlich keine gesetzliche Pflicht zur Anfertigung eines Businessplans. Allerdings ändert sich dies spätestens dann, wenn von Außenstehenden Geld zur Umsetzung eingesetzt werden soll. Die Ausarbeitung eines Businessplans empfiehlt sich aber in jedem Falle.

Gründer sollten den Aufbau ihrer Selbständigkeit detailliert planen. Es gilt den Markt zu untersuchen und zu hinterfragen, ob mit dem eigenen Angebot genug Geld verdient werden kann. Ein Businessplan fragt hier gezielt die verschiedensten relevanten Kriterien ab.

Er stellt also eine Art Kontrolle der eigenen Geschäftsidee dar. In finanzieller Hinsicht ist natürlich der Finanzplan der wichtigste Aspekt. Dieser beinhaltet Schätzungen und Planungen in Bezug auf folgende Fragen:

  • Kapitalbedarf: Wie viel Geld werden für Anfangsinvestitionen benötigt, bis Gewinn erwirtschaften kann?
  • Rentabilität: Die Vorschau der Rentabilität ist sehr wichtig, um zu überprüfen, ob sich ein Geschäftsmodell langfristig überhaupt trägt und kostendeckend arbeitet.
  • Liquidität: Lässt sich die eigene Zahlungsfähigkeit zu jedem Zeitpunkt gewährleisten? Hier wird der Liquiditätsverlauf (ein- und ausgehender Cash-Flow) näher beleuchtet.

Sind diese drei Schritte erledigt, kennen Gründer den Finanzbedarf für ihre Geschäftsidee. In einem nächsten Schritt geht es darum, etwaige Finanzierungsquellen aufzuzeigen. Auch wenn der Finanzierungsplan Teil des Finanzplans ist, geht er gedanklich einen Schritt weiter.

Mögliche Finanzquellen suchen

Die Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierung sind mittlerweile so vielfältig, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt. Es kommt immer ganz auf den Einzelfall der Geschäftsidee an, welche Option am Ende passend erscheint. Im Folgenden werden verschiedene Möglichkeit kurz skizziert:

finanzplan basis
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1. Eigenmittel – der einfachste Weg
Wer über die nötigen Eigenmittel verfügt, kann sein Unternehmensprojekt entspannter starten, weil er keinerlei externe Bedingungen akzeptieren muss. In der Regel investieren Gründer auch einen Großteil ihres Vermögens und stellen zu Beginn eine gute Eigenkapitalbasis. Mitunter reicht dies jedoch nicht aus, um den kompletten Bedarf zu decken und es sind weitere Finanzquellen nötig.

2. „Investoren“ aus dem Umfeld
Gerade Verwandte von Gründern beteiligen sich mitunter an einer Geschäftsidee und stellen dem Gründer quasi Eigenkapital zur Verfügung. Natürlich ist diese Form der Finanzierung in Form von Darlehen (Fremdkapital) denkbar. Da eine Gründung aber nicht immer zum Erfolg führt, sollte man vorab mit dem Geldgeber alle möglichen Risiken besprechen und am besten schriftlich festhalten. So werden mögliche Streitpunkte von vornerein ausgemerzt und die Beziehung leidet später nicht darunter.

3. Gründungsförderung
Eine interessante Alternative stellen Förderungsprogramme für Existenzgründer dar. Gerade die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat einige Programme mit staatlicher Förderung zu bieten:

  • a) ERP-Kapital für Gründung (Programm Nr. 58)
    Das ERP-Kapital steht Gründern ist den ersten 3 Jahren ihrer Geschäftstätigkeit zur Verfügung. Hierbei lassen sich 50% des kompletten Investitionsbedarfs (z.B. Maschinen, Grundstücke und Gebäude sowie Baukosten oder immaterielle Investitionen) mit einem deutlich verbilligten (und über die KfW abgesicherten) Kredit finanzieren. Als Bedingung werden jedoch 10% Eigenkapital vorausgesetzt. Das Programm kommt nur Unternehmen infrage, dessen Umsatz unter 50 Millionen Euro im Jahr liegt.
  • b) ERP-Gründerkredit Startgeld (Programm Nr. 67)
    Das Startgeld für Gründer beinhaltet einen Kredit von bis zu 100.000 Euro, welcher zu 80% von der KfW besichert wird. Es ist keinerlei Eigenkapital vom Gründer erforderlich. Auch hiermit können Investitionen finanziert werden und darüber hinaus lässt sich das Startgeld auch für Betriebsmittel nutzen. Die Förderung steht Unternehmen zur Verfügung, die ihre Geschäftstätigkeit vor maximal 5 Jahren begonnen haben.
  • c) ERP-Gründerkredit Universell (Programm Nr. 73-76)
    Der Gründerkredit bietet die Möglichkeit, Investitionssummen von bis 25 Millionen Euro für junge Unternehmen mit einer maximal 5jährigen Geschichte abzurufen. Auch hier lassen sich Investitionen sowie Betriebsmittel zu deutlich vergünstigten Zinssätzen finanzieren. Eigenkapital ist hierbei ebenfalls nicht erforderlich. Die Haftungsfreistellung in Höhe von 50% gilt jedoch nicht für verbundene Unternehmen.

Eine Gründungsförderung kann durchaus interessant sein. Neben den hier genannten Programmen existieren noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, Fördermittel abzugreifen, etwa auch von der Arbeitsagentur. Wer sich genau informiert, spart hier unter dem Strich Geld durch vergünstigte Konditionen. Darüber hinaus sorgen die Haftungsfreistellungen zudem dafür, dass Kredite von den Banken überhaupt erst bewilligt werden.

Investorensuche

Die Suche nach passenden Investoren gestaltet sich nicht immer einfach. Es existieren zahlreiche verschiedene Modelle vom Business Angel über Acceleratoren und Inkubatoren bis hin zum Crowdfunding, die für Gründer infrage kommen. Fest steht hierbei, dass ohne einen guten Businessplan und ein entsprechendes Executive Summary nichts läuft. Investoren wollen sehen, dass Gründer ihre Geschäftsidee entsprechend durchdacht haben und dies auch mittels Zahlen untermauern können. Darüber hinaus ist es wichtig, dass auch die „Chemie“ stimmt, denn gerade Business Angels unterstützen Gründer zu Beginn auch mit ihrem Know How und ihrem Netzwerk. Investoren wollen zudem auch menschlich überzeugt werden und das Gefühl haben, mit ihrem Investment auf eine echte Gewinner-Idee zu setzen.

Firmenkredite

Wie bei Privatleuten checken Banken auch bei Unternehmen vor einer Kreditvergabe die Bonität. Die Ermittlung der Bonität erstreckt sich dabei über Sicherheiten und den zu erwartenden Gewinn. Lassen sich daraus entsprechende Rückzahlungsraten schultern, besteht die Chance auf einen Firmenkredit. In den meisten Fällen haben Gründer jedoch enorme Probleme, herkömmliche Bankkredite zu erhalten. Perspektiven, Kreativität und Vorstellungskraft liegen eher bei Investoren, während Banken sich rein für greifbare Zahlen interessieren. In Verbindung mit Förderprogrammen und Haftungsfreistellungen liegen die Chancen natürlich deutlich höher, da die Banken bei einem Kreditausfall zu einem Großteil von der KfW entschädigt werden, die das Ausfallrisiko trägt.

Besonders kreative Ansätze

ICO-Crypto
Quelle: @ Stanislau_V – 202529145 / Fotolia.com
Es gibt natürlich noch deutlich mehr Wege, sich das nötige Kapital für die eigene Geschäftsidee zu beschaffen. Beim sogenannten Crowdinvesting können Freelancer auf die Macht der Masse und das Kapital vieler Kleinanleger setzen. Einen ganz neuen Trend stellen hingegen ICOs dar, bei denen selbst eine eigene Kryptowährung ins Leben gerufen und diese zu Beginn an Investoren zu einem bestimmten Kurs ausgegeben werden können.

Die Investoren können die Währung nutzen, um Dienstleistungen des Gründers in Anspruch zu nehmen und partizipieren natürlich auch an der Wertentwicklung. Wie stabil solche Finanzierungsansätze in Zukunft laufen werden, bleibt noch abzuwarten. Insbesondere die Ungewissheit in Bezug auf den Kurs der Kryptowährung macht ein solches Investment für entsprechende Anleger zu einem Risiko.

Die Vielfalt der Finanzierungsquellen ist also umfangreich und bietet für verschiedene Situationen entsprechende Ansatzpunkte. Welcher Weg am Ende der Passende ist, hängt von zahlreichen Faktoren ab. So lassen sich Investoren im Regelfall nur von innovativen Ideen und einer gewissen Marktfähigkeit überzeugen.  Wer hingegen ein eher konventionelles Geschäft starten möchte, muss wahrscheinlich eher den Weg über staatliche Förderungen und Kredite gehen. Zum Schluss steht und fällt alles mit dem Geschäftsmodell und eventuellen Alleinstellungsmerkmalen.

Fazit

Der Bereich Finanzierung sorgt nicht bei wenigen Gründern zu Beginn für ernste Hürden. Auch wenn gerade ein kleines Online-Business mit geringem Kapitaleinsatz auskommt, sieht dies bei größeren Entwicklungen oder Maschineneinsatz schnell anders aus. Auch intensive Dienstleistungsbereiche weisen von Beginn an einen relativ hohen Kapitalbedarf auf. Um die eigene Geschäftsidee auf Herz und Nieren zu prüfen, sollten Gründer deshalb stets einen Businessplan aufstellen und dem darin enthaltenen Finanzplan große Aufmerksamkeit widmen. Wer seinen Finanzbedarf kennt, kann sich daraufhin auf die Suche nach etwaigen Finanzquellen machen. Mittlerweile gibt es sehr viele Ansatzpunkte, die eine entsprechende Finanzausstattung wahrscheinlicher machen. Wer hier Kreativität beweist und verschiedene Lösungen ausprobiert, wird am Ende auch Erfolg haben.

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