Kryptowährungen nach ESG Kriterien – eine Gegenüberstellung

Kryptowährungen wie Bitcoin haben im vergangenen Jahrzehnt enorme Kurssteigerungen erzielt und sind daher für Sie als Investor natürlich von Interesse. Es gibt Investoren, die für ihre Engagements auch die ESG Kriterien heranziehen. Diese Abkürzung steht für Environmental, Social and Governance. Daraus ergibt sich natürlich die Frage, wie eine Investition in Kryptowährungen vor diesem Hintergrund zu bewerten ist. Wir diskutieren die wesentlichen Punkte.

Werden Kryptowährungen nicht für kriminelle Zwecke verwendet?

Das stimmt, ist aber an sich kein Argument gegen diese Technologie. Auch Bargeld müsste verboten werden, wenn man sich dieser Argumentation anschließt, was aber leider bei manchen Ökonomen auch schon der Fall ist. Ein anonymes Zahlungsmittel ist in einer freien Gesellschaft aber notwendig. Wird jede Zahlung registriert, befinden wir uns in einer Orwellschen Dystopie. Wird die Verwendung eines anonymen Zahlungsmittels eingeschränkt oder verboten, ist es nur noch den gesetzestreuen Bürgern wie Ihnen nicht mehr zugänglich. Die Kriminellen werden eine Lösung finden und sind auch durch das Verbot gar nicht erreichbar, weil sie ohnehin mit noch schwereren Strafen bedrohte Taten begehen.

Ist die Regulierung von Kryptowährungen ausreichend?

Die geringere Regulierung von Kryptowährungen ist kein Bug, sondern ein Feature. Einer der Gründe für den Erfinder von Bitcoin, seine Erfindung herauszubringen war die unverantwortliche Politik der Inflation durch die staatlichen Zentralbanken. Eine der wesentlichen Attraktionen des Bitcoin ist eben gerade, dass er aus technischen Gründen nicht beliebig vermehrt werden kann. Nur vor diesem Hintergrund ist sein enormer Kursanstieg verständlich.
Die Sicherheit der Broker für Kryptowährungen ist mittlerweile in Staaten mit entwickeltem Rechtssystem zufriedenstellend gelöst. Zudem haben Sie die Möglichkeit, die dort erworbenen Coins in eine private Wallet zu übertragen und so die direkte Kontrolle über die Coins zu erlangen.

Ist die Belastung der Umwelt durch Bitcoin oder anderen Kryptowährungen nicht zu groß?

Es ist zwar richtig, dass für die Erweiterung der Blockchain des Bitcoin mittels des sogenannten Minings ein nicht vernachlässigbarer Strombedarf entsteht. Zuerst sollte dieser aber vernünftigerweise in ein Verhältnis zum Energiebedarf für andere Investitionen gesetzt werden. Beispielsweise verbraucht die Industrie zum Abbau von Gold und Diamanten etwa dreimal so viel Energie wie der Bitcoin. Das traditionelle Finanzsystem aus Banken und Versicherungen braucht das dreissigfache. Diese Zahlen finden Sie allerdings kaum in den Schlagzeilen über Investitionen mit guten ESG-Daten.
Dazu kommt, dass die Blockchain-Technologie interessantes Potential für Einsparungen von Energie besitzt. Der Bitcoin ist im Bereich der Kryptowährungen nur ein Proof-of-Concept. Er kann nur 7 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten und deshalb ist es unmöglich, einen wesentlichen Anteil der weltweiten Zahlungsströme in Bitcoin abzuwickeln.
Für die Blockchain-Technologie des Bitcoin wird ein sogenannter Proof-of-Work verwendet. Für die Erweiterung der Blockchain und damit das Schürfen von neuen Bitcoins sind also aufwendige Rechnungen oder eben „Work“ erforderlich. Es sind diese Rechnungen, die für den beträchtlichen Strombedarf des Bitcoin-Systems verantwortlich sind. Ein Teil dieses Stroms kommt auch nicht aus schmutzigen Quellen, sondern aus erneuerbaren.
Zudem lassen sich auch in dieser Technologie wesentliche Verbesserungen einführen. Beispielsweise nimmt der Stromverbrauch eines solchen Systems nicht zu, wenn die verfügbare Blockgröße tatsächlich voll ausgeschöpft wird. Es ist also durchaus denkbar, auch ein System mit Proof-of-Work wesentlich energieeffizienter aufzusetzen.

Wie steht es mit alternativen Kryptowährungen?

Diese sind nicht nur in vielen Fällen sehr energieeffizient, sondern bieten auch noch viel weitergehende Möglichkeiten. Der wichtigste Punkt in diesem Zusammenhang ist die Feststellung, dass die Proof-of-Work Methode mit aufwendigen Rechnungen durch andere wie zum Beispiel durch Proof-of-Stake ersetzt werden kann. In einem solchen System wird die Erweiterung der Blockchain anders gelöst und braucht sehr wenig Energie. Die Verbreitung solcher Systeme wie Cardano ist noch zu klein, um die entsprechenden Effekte beobachten zu können. Es ist aber durchaus möglich, dass mit einer weiteren Verbreitung einer solchen Kryptowährung weniger Strom für Zahlungen benötigt wird als heute im konventionellen Finanzsystem.
Eine Kryptowährung der dritten Generation bietet Ihnen auch zahlreiche weitere Möglichkeiten über reine Zahlungen hinaus. Smart contracts sind Programme, die eine Überprüfung einer Bedingung selbständig durchführen und dann ebenso automatisch vereinbarte Folgen wie zum Beispiel Zahlungen auslösen. Ein einfaches Beispiel ist ein Leasingvertrag, der als Smart Contract die regelmäßigen Zahlungen des Leasingnehmers überprüft und nur dann über den Bordcomputer das Auto aktiviert. Ein Contract oder Vertrag ist das deshalb, weil die Überprüfung von beiden vertragsschließenden Teilen nachträglich nicht verändert werden kann.
Weitere Vorteile von Blockchains sind eine viel höhere Transparenz in Lieferketten und Effizienz im Energiesystem, wenn etwa CO2-Zertifikate mittels einer Blockchain gehandelt werden können.

Sind Kryptowährungen nun ESG-tauglich?

Die ehrliche Antwort ist, dass es für eine auch nur vernünftige, geschweige denn abschließende Beurteilung noch viel zu früh ist. Der Bitcoin und sein Energieverbrauch sollten aber nicht als Rechtfertigung dafür gesehen werden, Kryptowährungen als Investor ganz zu ignorieren. Genauso wenig sollten Sie die Chancen aus den Augen verlieren, die Kryptowährungen für ein effizienteres und auch für viel mehr Menschen zugängliches Finanzsystem darstellen. Über eine so neue Technologie schon jetzt den Stab zu brechen sieht auf jeden Fall nicht vernünftig aus.

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